Dienstag, 23. September 2014

Strom ist nicht selbstverständlich! Den muss man sich erarbeiten...

Heutzutage gibt es überall Strom, sogar in der Bahn (wenn man am richtigen Platz sitzt). Nur in einem Neubau gibt es natürlich erstmal keinen Strom. Aber das ist ja kein Problem - sollte man meinen. In der Regel läuft das so: Man stellt bei den zuständigen Stadtwerken einen Antrag auf einen Neuanschluss, wartet a bisi, bekommt ein Angebot welches die Kosten hierfür enthält, bestellt und kurze Zeit später kommen die und unternehmen alles, was sie müssen. Das kann von einem Kabel ziehen bis alles aufreissen und ein Rohr legen durch das man dann ein Kabel ziehen kann, mehr oder weniger alles sein. Ihr seht also, das Spektrum ist recht breit. Und der Ablauf eigentlich ziemlich einfach. Nicht so bei uns, nicht so bei den Kraftwerken Haag.

Bei uuuuuuuns nimmt das Ganze durchaus humoristische Züge an. Ich fang mal vorne an:
Ursprünglich wollten wir die Elektrik ja von Baufritz machen lassen, es gab sogar schon einen Elektriker, der den Antrag für den Stromanschluss fertig gemacht hat. Dann mussten wir das Elektrogewerk leider selbst vergeben, weil wir die Heizung selbst machen mussten. Leider bietet Baufritz (warum auch immer) folgende 3 Gewerke nur zusammen an: Sanitär, Elektro, Heizung. Deswegen haben wir uns also einen lokalen Elektriker gesucht, die Firma Vizthum, mit der wir bislang auch super zufrieden sind. Allerdings ist darüber der Antrag für den Neuanschluss irgendwie verschütt gegangen, die KWH (Kraftwerke Haag) sagt, sie haben ihn niemals erhalten. Die Info habe ich natürlich nur auf mehrfache Nachfrage erhalten. Na gut, Gott sei Dank rechtzeitig gemerkt. Wir haben also den Antrag schnellstmöglich noch einmal gestellt und gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Und nachgefragt, wieder und wieder. Irgendwann war mal jemand von denen vor Ort und hat sich die Situation vor Ort mal angeschaut. Soweit, so gut. Bis wir dann mal ein Angebot hatten, hat es Wochen gedauert. Jetzt muss man dazu wissen, dass unsere Bodenplattenfirma schon Leerrohre gezogen hat von unserem Technikraum bis - ursprünglich zumindest geplant - direkt vor den Stromverteilerkasten. Allerdings hat derjenige, der von den KWH vor Ort war, gesagt er solle die Leerrohre doch bitte nur vors Haus legen und nicht bis zum Verteilerkasten. Warum auch immer. Das hat die HuMa (Bodenplattenfirma) so ausgeführt - aber irgendwie auch vergessen, uns das zu sagen. Wir sind also davon ausgegangen, dass das benötigte Rohr schon dort liegt, wo es hin soll und also nur noch das Kabel durchgezogen werden muss - easy job also. Daraufhin haben wir unsere Einfahrt pflastern lassen, wie der aufmerksame Leser sicher mitbekommen hat. Nun kam just in dem Moment, wo die Einfahrt gepflastert war, die KWH mal in die Gänge und hat uns das benötigte Angebot geschickt und auch gleich mitgeteilt, dass die gesamte gepflasterte Einfahrt wieder aufgerissen werden muss. Ja nee, is klar. Es gehört schon durchaus ein wenig Mut dazu, einer hochschwangeren Frau so eine Nachricht am Telefon zu überbringen, das musste der Mitarbeiter der KWH dann auch ganz fix einsehen. Kurzerhand habe ich in Krisenbewältigungsmodus umgeschaltet und innerhalb von wenigen Stunden ein Treffen zwischen Pflasterverlegemenschen (Schmid Tiefbau), Bodenplattenfirma (HuMa) und Aufreißer (KWH) organisiert. Da standen wir nun auf der wunderbar gepflasterten Einfahrt, die Schwangere stinkwütend, die anderen eifrig darauf bedacht, nicht Schuld zu sein. Im Falle des Pflasterverlegers kann ich uneingeschränkt sagen: Der war's nicht. Die anderen beiden haben sich munter gegenseitig belastet, was uns auch nicht wirklich weiter half. Aber wie kommt man aus so einem Dilemma wieder heraus? Die Rohre endeten direkt neben dem Pflaster und mussten ca. 12 Meter weiter verlegt werden, zum Stromverteilerkasten. Das Aufreißen des Pflasters habe ich mal spontan als Möglichkeit ausgeschlossen. So weit kommt's noch. Und nu?! Da waren sich alle schnell einig: Keine Ahnung. Bis dann unser Pflastermensch - mein tiefster Dank geht an dich raus, Stefan! - meinte, sie könnten doch vor der Einfahrt entlang die Rinne noch einmal aufgraben, um dort das Lehrrohr lang zu ziehen. Man war sich wieder schnell einig, das ginge und der beste, beste, beste Pflastermensch hat sich sogar bereit erklärt, das am gleichen Tag noch zu machen. Aber es musste ein ganz spezielles Rohr sein, weil die KWH nur darauf Gewährleistung geben kann. Also bin ich zu den KWH gefahren, um dieses Röhrli abzuholen. Ich steig dort aus und dem Aufreißer ist derweil aber eingefallen, dass da ja auch das Telefonkabel durch muss und dass diese beiden Kabel ja nicht ein so langes Stück zusammen durch ein Leerrohr gezogen werden sollten, weil das Probleme mit der DSL-Stabilität verursacht. Hmpf. Also ganz umsonst dahin gefahren. Aber netter Weise hat sich der Aufreisser bereit erklärt, das benötigte Rohr gleich aufzuladen und noch einmal zur Baustelle zu kommen. Witziger Weise war das unbedingt speziell benötigte Röhrli dann genau das gleiche Fabrikat, wie dass, welches eh schon vor Ort war. Und dass laut Aufreisser aber AUF GAR KEINEN FALL verwendet werden darf, weil man darauf ja keine Gewährleistung geben kann. Ja, genau. Aber gut, Rohre verlegt, Einfahrt gerettet, Rinne rekonstruiert. Soweit, so gut. Der Aufreißer meinte, sie könnten uns sogar nächste Woche (sprich also diese Woche) vielleicht schon anschließen, das würde man schon irgendwie hinkriegen. Es meldet sich dann jemand bei uns zur Terminabsprache, sobald wir die Angebotssumme bezahlt hätten. 100% Vorkasse und das nach der Action. Super. Zumal sich der Aufreißer ja nun einiges an einkalkulierten Tiefbaumaßnahmen spart und das Angebot deshalb für uns ja deutlich günstiger werden müsste. Auf Nachfrage kam dann "Ja, das kalkulieren wir dann bei Gelegenheit neu und erstatten die Differenz. Aber die Tiefbaumaßnahmen kalkulieren wir immer äußerst knapp." Uns erstmal voll zahlen lassen und dann auch noch direkt schon andeuten, dass wir nicht viel zurück erwarten dürfen. Kostet ja nix, der ganze Spaß. Ne schöne Kröte, die wir zum vermeintlichen Abschluss auch noch schlucken durften. Aber ich dachte "Jaaaa, geil! Strom!" Das war das Ende des ersten Aktes. Man sollte meinen, jetzt kann ja gar nicht mehr so viel schief gehen. Meinten wir auch.

Und dann klingelt heute um 11.30 Uhr mein Telefon. Ein anderer Herr der Aufreißerfirma, wir nennen ihn der Einfachheit halber den Anschließer. Netter Kerl eigentlich. Er wäre jetzt grad vor Ort gewesen und sie wollen heute gern anschließen, aber da gäb es ein Problem. Probleme hab ich ja immer gern. Im Technikraum haben wir nackische Holzwände ohne Gipsplatten. Und darauf dürften sie die Panzersicherung nicht anbringen wegen Brandschutzbestimmungen. Und wenn wir heute unseren Stromanschluss haben wollen, müssten wir bis 14 Uhr so eine spezielle Platte montiert haben. Ansonsten können sie auch nicht sagen, wann sie wieder Zeit hätten, die Auftragsbücher seien aktuell sehr voll und sie kämen kaum hinterher. Und wenn einem dann mal die Pistole auf die Brust gesetzt wird, schaltet man eben wieder auf Krisenbewältigungsmodus um. Wer könnte uns jetzt - ganz spontan (wir haben ja eh alle nix zu tun) - so ne Brandschutzplatte organisieren und die auch noch an die Wand spaxen?! Ööööh. Erst mal den Elektriker fragen. Der hat von sowas noch nie gehört und er hätte sowas auch nicht da und er macht sowas auch nicht. Verständlich. Aaaaber - und hier geht mein Dank an euch raus, liebe Vizthums! - er fragt mal bei nem Bekannten nach, der arbeitet bei nem Bauträger, der auch Holzhäuser baut, ob die sowas haben und er spontan mal eben vorbei fahren und so ein Ding montieren könnte. Und siehe da, er konnte. Krass, oder? Da hat uns heut ganz spontan ein völlig Fremder mal den Arsch gerettet. Und das, weil der Aufreißer vergessen hat, uns das vorher mal zu sagen. Er war ja schon mehrfach vor Ort, hätte man ja mal erwähnen können. Aber nö. Wär vermutlich irgendwie zu einfach gewesen. Habe selbiges dem Anschließer heute auch recht deutlich gesagt und er hat auch a bisi zerknirscht geguckt, aber er kann ja nu auch nix dafür. Stimmt zwar, aber ich erwähne hier gern noch einmal, dass ich hochschwanger bin und mir das deswegen mal gepflegt scheißegal war. Musste einfach raus. So schnell der Aufreißer und der Anschließer jetzt im nicht-aufreißen und anschließen waren, so langsam sind sie übrigens in der Nachkalkulation. Erstattung gabs noch keine oder auch nur eine Information, wie viel wir überhaupt zurück bekommen.

Dann haben wir heut nebenbei erfahren, dass unsere Heizungsfirma mal spontan - leider ohne uns vorab zu fragen oder auch nur zu informieren - 2 Löcher durch unsere Außenwand gestemmt hat, weil sie 2 Rohre nachverlegen mussten. Ob das so gut war, müssen wir jetzt auch erstmal prüfen. Mal schauen, was da so raus kommt. Hmpf!

Spannung liegt in der Luft! Stay tuned!